Was Tinder fürs Dating ist, versucht Jaspr für das Tauschen zu werden. Schließlich steckt viel Potenzial hinter dem bargeldlosem Handeln mit Waren und Dienstleistungen.
Was das Berliner Startup genau vor hat und welche Potenziale im Tausch schlummern, erfahrt ihr im Interview mit CEO und Co-Gründer Noel Wigdor.
Kannst du dich, für die Menschen, die dich noch nicht kennen, kurz vorstellen?
Ich bin Noel, Mitbegründer und CEO von Jaspr. Ich habe Jaspr zusammen mit meinen zwei Kollegen Steve Duncan und Tobias Ottenweller gegründet. Wir waren zusammen im Mobile-Team von Babbel und haben den Prototypen einer Tausch-App gebaut und diesen ausprobiert. Nach den Tests kamen wir zum Schluss, dass wir unsere Jobs kündigen sollten, um uns voll und ganz auf Jaspr zu konzentrieren.
Mittlerweile ist unser Team auf fünf Mitglieder gewachsen und besteht aus einem Kanadier, einem Australier, einem Deutschen, einem Franzosen und einem Neuseeländer. Wir arbeiten lächerliche viele Stunden in einem kleinen aber feinen Büro in Kreuzberg und tauschen unser soziales Leben gegen Überstunden.
Was genau ist bzw. macht Jaspr?
Jaspr ist die weltweit fortschrittlichste Tausch-Plattform von Waren und Dienstleistungen. Wir bieten die erste Plattform, die sich die Interessen ihrer Nutzer merkt und diese mit perfekt passenden Tauschpartnern verbindet. So machen wir Tauschen ganz einfach! Wir sind fest davon überzeugt, dass das Tauschen Menschen näher zusammenbringt, Geld spart, Müll vermeidet und unsere Umwelt damit nachhaltiger gestaltet.
Es gibt viele Portale für den An- und Verkauf von Second-Hand-Waren, einschließlich ebay Kleinanzeigen, Craigslist, Shpock usw. Doch keine bietet etwas, um den einfachen Tausch lukrativ oder gar leichter zu gestalten. Somit gibt es von diesen Plattformen keine Ansätze, welche die große – aber frustrierte – Tausch-Community bei ihren Tauschgeschäften unterstützt.
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Die Plattformen, die den Tausch von Waren oder Dienstleistungen als ihre Aufgabe sehen – wie beispielsweise Bunz Trading Zone, U-Exchange, TradeYa o.a. – machen die Nachfrage nach derartigen Lösungen durch ihr Wachstum deutlich, haben aber das größte Hindernis für Tauschgeschäfte nie beseitigt: die passenden Tauschpartner zusammenzubringen. Durch das Wachstum dieser Plattformen wird das Problem immer schlimmer: Es gibt immer mehr Einträge durch die man sich wühlen muss, bevor man etwas Passendes gefunden hat. Jaspr bietet da einen großen Vorteil.
Was war deine Motivation zu gründen?
Ich bin seit mehr als einem Jahrzehnt von dieser Idee besessen: AirBnB lässt uns zum Hotel werden und Uber macht uns zu Taxis, aber warum können wir unsere Sachen nicht einfach mit den großartigen Menschen um uns herum tauschen? Es ist nicht von der Hand zu weisen: Tauschen spart uns Geld, ist gut für die Umwelt, bringt uns zusammen und ermöglicht uns den Zugang zu Erfahrungen, die uns durch den klassischen Handel nicht möglich wären. Warum gibt es das nicht?
Was hat dich bisher am meisten beeindruckt im Bezug auf die Gründung?
Es könnte ein Klischee sein, aber es ist ganz einfach die Stärke, die ein kleines Team von äußerst engagierten Menschen haben kann. Wir gaben unsere großen Karrieren auf, um zusammen in einem kleinen Raum gestopft, ein ehrgeiziges technologisches – und soziales – Produkt von Null aufzubauen. Wir haben Investitionen angezogen, erweiterten unser Team, entwickelten ein wirklich schönes und gut funktionierendes Produkt, aber vor allem: erleichtern wir das Tauschen. Ich könnte nicht stolzer auf dieses Team sein.
Wie geht es weiter mit Jaspr?
Wir starteten kürzlich eine Kickstarter-Kampagne, um die nötigen Mittel zu beschaffen, die wir brauchen, um die Webansicht zu entwickeln. Diese dient dann zur Erweiterung unserer mobilen Anwendungen. Unterstützer der Kampagne erhalten frühzeitigen Zugriff auf die App, Eintritt zu unserer Launch-Party, einen Tausch mit einem Jaspr-Teammitglied oder einer von uns wird sich bei einer Hilfsorganisation in Berlin einen Tag lang ehrenamtlich engagieren.
Wir sehen anhand unserer Markttests und des Prototypings, dass es weltweit einen großen Nachholbedarf gibt. Wir haben eine hoch skalierbare Lösung entwickelt, die das lokale Tauschen rund um den Globus vereinfacht und sind nun dabei Communities in den Regionen aufzubauen, die bereits einen großen Eifer am Tauschen, eine hohe mobile Durchdringung und natürlich viele Early Adopter haben. Wir haben genug gelernt, um zu wissen, dass das Wachstum, wenn es richtig angegangen wird, spektakulär sein kann.
Was ist euer ultimativer Tipp für diejenigen, die selbst übers Gründen nachdenken?
Als Kanadier, liebe ich Camping. Es gibt ein Sprichwort in Kanada, darüber wie man ein gutes Lagerfeuer baut: “Sammle Holz, bist du genug hast. Dann sammle nochmal fünf mal soviel. Nun hast du wirklich genug Holz”. Nichts könnte zutreffender sein, wenn es um die Herausforderungen in einem Startup geht. Jeder Erfolg ist viel, viel schwerer zu erreichen, als vorher gedacht. Daher sei so realistisch wie möglich, wenn es um dein Können und Nichtkönnen geht. Umgib dich mit Profis. Verabschiede dich von dem Gedanken, dass die Welt aufgrund deiner Idee vor Begeisterung explodieren wird. Du musst dich ins Zeug legen – mächtig ins Zeug legen.
Danke Noel für deine Antworten.
Falls ihr auf dem Laufenden bleiben möchtet, schaut am besten auf dem Twitter-Profil bzw. der Facebook-Seite von Jaspr vorbei. Dort erfahrt ihr auch, wann die App live geht und ob das Crowdfunding erfolgreich war.