Egal ob frisch umgezogen oder schon seit Jahren Bewohner eines Viertels: Wer kennt schon all seine Nachbarn? Dabei verstecken sich oftmals spannende Leben hinter den Vorhängen der benachbarten Wohnungen. Nebenan.de aus Berlin möchte dabei helfen, die Nacharschaft wieder enger zusammenzurücken.
Ina Brunk, Mitgründerin des sozialen Netzwerks, stellt heute die Idee hinter der Plattform vor.
Könnt ihr euch, für die Menschen, die euch noch nicht kennen, vorstellen? Was genau ist bzw. macht Nebenan.de ?
Nebenan.de ist eine lokale Nachbarschaftsplattform zum Aufbau und zur Pflege nachbarschaftlicher Beziehungen. Nachbarn mit gleichen Interessen oder ergänzenden Fähigkeiten können sich finden und gegenseitig unterstützen. Es geht um ein Miteinander, von dem jeder in jeder Lebenslage profitieren kann. Die Relevanz entsteht durch die Nähe und die Echtheit der Menschen. Nachbarschaftliche Aktivitäten werden über nebenan.de online initiiert, wirken aber vor allem auch offline. Es geht darum mit einem digitalen Werkzeug das echte (analoge) Leben zu unterstützen.
Was war eure Motivation zu gründen?
Nachbarschaft wird heutzutage häufig sehr stiefmütterlich behandelt. Dabei ist sie neben Familie & Freunden sowie Beruf & Arbeitsleben die dritte wichtige soziale Säule in unserem Leben. Mein Mitgründer Christian hat das vor nun schon fast drei Jahren am eigenen Leib erfahren. Nach einem Umzug mit seiner Familie hatte er das Bedürfnis, die bis dahin noch so anonyme Nachbarschaft kennenzulernen. Weil es keine andere Möglichkeit gab, nahm er damals all seinen Mut zusammen und ging in seiner Straße klingeln, um sich vorzustellen.
Die Reaktionen waren nach einer anfänglichen Skepsis durchweg positiv. Um diese Kontakte nicht wieder einschlafen zu lassen, rief er damals kurzerhand ein Online-Forum für seine Straße ins Leben. Seitdem lässt ihn das Thema Nachbarschaft nicht mehr los. Ich und unsere weiteren vier Mitgründer waren dann ebenfalls sofort Feuer & Flamme, denn uns ging es ähnlich. Wir alle hatten einen dieser Momente bereits erlebt, in denen man sich gewünscht hätte, seine Nachbarn einfach ein bisschen besser zu kennen. In meinem Fall war das ein Abend gegen 21.00 Uhr. Am nächsten Tag ging der Flieger um 06.00 Uhr in den Urlaub, aber ein Paket musste dringend noch weg. Nun leben meine Freunde quer über Berlin verstreut. Das war einer dieser Momente, in denen ich mir gewünscht habe, ein paar Nachbarn so gut zu kennen, dass man auch zu später Stunde einfach noch klingeln kann. Aber wie gesagt, dafür muss man diese einem zunächst fremden Menschen erst einmal kennenlernen.
Was hat euch bisher am meisten beeindruckt im Bezug auf eure Gründung?
Jeden Tag aufs Neue beeindrucken uns die 1001 schöne Geschichten, die in den Nachbarschaften entstehen. Und dass de facto fast alle Geschichten, von denen wir hören, ohne uns nicht zustande gekommen wären. Denn nebenan.de ist ein Werkzeug, mit dem man erste Kontakte, Empfehlungen und Hilfe initiieren kann. So entstehen plötzlich Verbindungen zwischen Menschen, die sonst nie ins Gespräch gekommen wären. Zwei schöne Beispiele sind die regelmäßigen Bastelabende einiger Nachbarn unterschiedlichsten Alters. Von 65 bis Mitte 20 ist alles dabei. In dieser Konstellation hätten die Personen nie zusammengefunden. Oder zwei Nachbarn, die bisher im Sommer jeden Tag auf den Friedhof gegangen sind, um die Blumen zu gießen und sich nun die Arbeit teilen und auch das Grab des anderen bewässern. Da geht mir persönlich das Herz auf.
Wie geht’s weiter mit Nebenan.de?
Nebenan.de ist deutschlandweit verfügbar. Jeder engagierte Nachbar kann seine eigene Nachbarschaft starten. Gerade in größeren Städten helfen wir interessierten Nachbarn auch dabei schnell Leben in ihre Nachbarschaft zu bringen. Besonders viele aktive Nachbarschaften gibt es bereits in Berlin, Hamburg, München, Köln, Leipzig, Nürnberg, Frankfurt und Düsseldorf. Aber auch in Stuttgart, Dresden, Bremen und Hannover entstehen viele Nachbarschaften. Unser Ziel ist es, möglichst vielen Nachbarschaften die aktive Nutzung von nebenan.de zu ermöglichen. Momentan sind es rund 500 Nachbarschaften, bis September rund 1.000. Außerdem kommen in wenigen Monaten die iOS und Android App für nebenan.de, auf die sich unsere Nachbarn schon freuen.
Was ist euer ultimativer Tipp für diejenigen die selber übers Gründen nachdenken?
Mein ganz persönlicher Tipp: Immer head UND heart in so eine einschneidende Erfahrung einbeziehen und darüber reden. Blicke von außen und Meinungen von Menschen, die einem wichtig sind, sind unbezahlbar. Auch ein wichtiger Tipp: Frage dich, ob du eher der Einzelgänger bist, der sich sein Team nach und nach aufbaut oder ob du schon als Team starten möchtest. Wir sind z.B. eine richtig bunte Gründertruppe und dazu mit 6 Personen noch recht groß. Es macht bei unserem Thema aber auch total Sinn und die Zusammenarbeit & Entwicklung von nebenan.de so spannend und zweckgerichtet: nämlich auf die sinnvolle und relevante Nutzung für unsere Nachbarn. Während Till Behnke und Michael Vollmann einen Non-Profit Background haben, kommt Christian Vollmann beispielsweise aus der klassischen Startup-Welt. Ich wandele schon mein ganzes Berufsleben zwischen diesen beiden Welten. Es ist toll zu sehen, wie wir mit nebenan.de „Social Business“ wirklich leben können.
Danke Ina, für die Vorstellung eurer Plattform.
Wenn auch ihr wissen wollt, wie es mit dem sozialen Nachbarschaftsnetzwerk weitergeht, schaut am besten auf der Facebook-Seite der Berliner vorbei.