Die Digitalisierung macht vor keiner Branche halt, auch nicht vor der Kindertagespflege. Das Münchener Startup KigaClick bringt das Handwerkszeug, um die tägliche Arbeit von Erziehern und Erzieherinnen zu vereinfachen.
Das Team erklärt im Interview, wie es zu dieser Idee kam und wie es weitergeht.
Könnt ihr euch, für die Menschen, die euch noch nicht kennen, vorstellen?
Wir sind Flo, Derk und Isabel. Was uns dazu qualifiziert KigaClick zu gründen? Wir sind alle drei Eltern mit Kindern in Kindertagesstätten und wissen damit ziemlich genau, was Eltern von KiTas erwarten. Außerdem hat Flo Sozialpädagogik studiert und als Erzieher und Hausleitung in KiTas gearbeitet. Er kennt also auch die Pain Areas von Erziehern und Trägern, weiss aber auch wie der Lehrstuhl die perfekte Pädagogenwelt beschreibt.
Was genau ist bzw. macht KigaClick?
KigaClick ist eine App für Erzieher und Eltern von Kindern in KiTas. Erzieher arbeiten heute noch so, wie in anderen Berufen noch vor 30 Jahren gearbeitet wurde: mit Bleistift und Papier. Und dann auch noch auf viel zu niedrigen Stühlen. Was sie da notieren, sind im wesentlichen Notizen zu den einzelnen Kindern und dem Tagesablauf. Heute erwartet man von Erziehern, dass ihnen schnell auffällt, wenn ein Kind Entwicklungsdefizite hat oder mit extremen familiären Herausforderungen zu kämpfen hat. Dafür müssen Erzieher reichlich Listen und Berichte führen und den Behörden fristgerecht übermitteln.
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Klar, dass die Behörden die Daten digital haben wollen, nicht auf einem Post-it. Jetzt steht aber in keiner KiTa ein Computer zwischen Lego-Klötzchen und Kuscheltieren, sondern im Leitungszimmer brummt einen vorsinnflutlicher PC vor sich hin. KigaClick löst dieses Dilemma: Mit KigaClick erhält die Erzieherin ein modernes Tool an die Hand mit dem sie per Fingerwisch oder Klick ihre Listen und Berichte führen kann, ohne den Raum zu verlassen, ohne Verletzung der Aufsichtspflicht, ohne Abtippen, ohne Stress während der Arbeitszeit. Das macht nicht nur den Job des Erziehers wieder attraktiver und KiTas produktiver: es bleibt mehr Zeit für die Kinder und Elternkommunikation. Denn Eltern, die ihre Kinder für viele Stunden am Tag in die KiTa geben müssen, reicht es nicht am Abend zu erfahren, dass das Kind zwei Teller Nudeln gegessen hat. Sie wollen mehr wissen, und auch das kostet Zeit. Dafür gibt es die ElternApp von KigaClick. Eltern bekommen tagsüber quasi in realtime Fotos und Tweets aus den Tagesablauf ihrer Kinder aufs Smartphone und sind so – trotz Job – näher am Kind dran.
Was war eure Motivation zu gründen?
Ursprünglich startete KigaClick als Projekt parallel zum Job. Dann stellte sich aber heraus, dass mit KigaClick sehr viel mehr möglich ist und wir eine Lösung zu einem großen sozialen Problem – Erziehermangel in Europa – bereitstellen können. So entschlossen wir uns, aus einem Projekt eine Gründung zu machen und versuchen, so unsere Gesellschaft ein bisschen besser zu machen.
Was hat euch bisher am meisten beeindruckt im Bezug auf eure Gründung?
Startups stehen heute fantastische Hilfestellungen aus ganz unterschiedlicher Richtung zur Verfügung; insbesondere Workshops und Mentoring Programme für fast jede Branche können Startups mit tollen Tips und Netzwerkarbeit Stolpersteine aus dem Weg räumen. Es gibt sogar schon so viele, dass der Prozess sich zu bewerben einigermaßen aufwendig ist. Das macht man nicht mal eben so am Abend vor den TV. In unserem speziellen Fall verblüfft uns immer wieder wie viele Menschen wir mit unserer Geschäftsidee erreichen können. Sei es in der Bahn, auf öffentlichen oder privaten Veranstaltungen: jeder kennt Eltern mit KiTa-Kindern oder hat Erzieher im Freundeskreis die genau über den Pain sprechen, den wir mit KigaClick angehen. Das motiviert uns ungemein.
Wie geht’s weiter mit KigaClick?
Ideen gibt es natürlich reichlich, aber einen Schritt nach dem anderen. Aktuell suchen wir in D-A-CH weitere Partner-Kitas, die wir als Referenz-Kita gewinnen können, Leute die unsere Idee gut finden und darüber sprechen und auch Kooperationspartner. Für unser InApp Angebot suchen wir zum Beispiel andere Startups als Kooperationspartner, die sich mit Bildbearbeitung befassen, oder 3D-Modelle erstellen, oder andere Lösungen anbieten, die Eltern oder KiTas gerne nutzen würden.
Was ist euer ultimativer Tipp für diejenigen, die selber übers Gründen nachdenken?
Recherchiert gründlich bevor ihr startet. Überlegt euch genau, ob und wie ihr eure Idee ausbauen könnt. Eine Idee, die nicht weiterentwickelt werden kann, ist häufig leider nicht tragfähig. Das haben wir durch Mentoring und Beobachtungen gelernt. Und lasst euch Zeit bei der Gründung. Wir haben beispielsweise erst gegründet, als das Lastenheft zur App fertig war und wir uns sicher waren, dass es genügend Möglichkeiten der Vermarktung gibt.
Danke für eure Antworten.
Wenn ihr auf dem Laufenden bleiben möchtet, dann behaltet am besten den Facebook-Auftritt des bayerischen Startups im Blick.